Wege zueinander verkürzen
Interprofessionelle Fortbildung von ZAPUH Grenzland e.V. abgeschlossen
Am 5. Juli 2017 war das letzte Treffen einer interpofessionellen Fortbildung zur Verbesserung der Versorgung von Palliativpatienten in der Region Grenzland (Gemeinden Schwalmtal, Niederkrüchten, Brüggen).
Die Teilnehmenden haben die insgesamt fünf Nachmittage als persönliche Bereicherung empfunden. Sonst hätten sie wohl auch kaum so viel Freizeit für dieses Unternehmen eingesetzt, das ihnen keinen Profit bringt. Das ist auch das größte Lob für die Fortbildung. Aber auch der ursprünglich angedachte Effekt wurde erzielt: Die Professionellen und ehrenamtlichen Hospizbegleiter haben ein Gesicht füreinander bekommen. „Man kennt einander, weiß, wie die jeweils andere Gruppe tickt“, erklärt Dr. J.H. Arens, Leiter des Brüggener Hausarztzentrums und Mitinitiator der Fortbildung. Alle haben sich mit den Sorgen und Nöten aller anderen in der Versorgung eines Patienten befasst. Da gibt es neben den wirtschaftlichen Faktoren, die die beruflich Tätigen umtreiben, und dem stetig gravierender auffallenden Personalmangel für alle an der Palliativversorgung Beteiligten emotionale Aspekte, die die „Care“ (Sorge, Fürsorge, Umsorgen) bestimmen, voranbringen oder auch behindern.
„Leiden geht man ja am liebsten aus dem Weg“ sagt Bettina Leweke, eine der Moderatorinnen der Veranstaltung. „Man muss erst begreifen, dass man es ja selbst sein könnte und dass wir mit unserem Einsatz die Palliativstrukturen für uns selbst schaffen.“ führt sie aus. „Und es nutzt ja nichts, dass wir uns vom Gesundheitssystem, der Politik, den Gemeindeverwaltungen usw. nicht wirklich unterstützt fühlen. Wir müssen die Probleme anpacken, damit sie uns nicht völlig über den Kopf wachsen. Einfach weil wir sie sehen. Weil wir selbst Betroffene sind. Wenn wir darauf warten, dass es offizielle Lösungen gibt, dann ist es zu spät.“ Bettina Leweke weiß, wovon sie redet. Sie hat viele Jahre in einem Krankenhaus in Mönchengladbach in der Sorge um an Diabetes erkrankte Kinder und Jugendliche gearbeitet, ehe sie mit 50 Jahren eine Ausbildung als Altenpflegerin in der ambulanten Pflege angefangen hat. Als ehrenamtliche Hospizbegleiterin hat sie ebenfalls Einblick in die Problemlagen auf dem Land. „Ich war ganz begeistert, dass wir die Probleme anpacken wollen“, sagt sie enthusiastisch. „Aber es ist schon klar, dass ganz viel Arbeit noch vor uns liegt.“ Advanced Care Planning – vorausschauende Planung, um nicht in Krisensituationen doch noch auf den letzten Drücker ins Krankenhaus zu kommen.
Pflegekräfte der ambulanten und stationären Pflege, Hausärzte und Praxismitarbeiterinnen, Apothekerinnen und Hospizbegleiter haben miteinander Praxisbeispiele reflektiert, geschaut, wo es in der Zusammenarbeit Verbesserungspotentiale gibt. „Natürlich ist das ein Anfang“, sagt Ida Lamp, die Koordinatorin des Zentrums für ambulante Palliativversorgung und Hospizarbeit ZAPUH Grenzland e.V. , aber ein verheißungsvoller.
Im Herbst soll es schon weitergehen. Da waren sich alle Teilnehmenden einig. Dann sollen Vertreter der Gemeinde und der Senioren- und Pflegeberatungen eingeladen werden. „Es ist wichtig, dass wir genauer klar kriegen, wer wann erreichbar ist, wer für was zuständig ist und solche Dinge.“ Arens erläutert, dass wir ja auf die Überleitungen der Krankenhäuser keinen Einfluss haben. Oft steht der Patient noch immer am Freitagmittag ohne ausreichende Versorgung fürs Wochenende da. Und der Hausarzt soll nun eine Fülle psychosozialer Bedarfe wahrnehmen und koordinieren.
Insgesamt wächst der psychosoziale Bedarf von Patienten und Angehörigen, aufgrund der demographischen Entwicklung: Wir haben immer mehr Hochaltrige in unseren Gemeinden. Wir leben in Single-Haushalten. Die Kinder sind aus den ländlichen Regionen in den städtischen Bereich umgezogen, um dort ihrer Arbeit nachzugehen.
An genau dieser Stelle müssen wir ansetzen, um die Zukunft der Versorgung zu gestalten. Diese kommt nicht ohne Ehrenamt aus. Und das wiederum braucht Befähigung, Begleitung und immer neue Motivation. Der nächste Basiskurs findet ab 23. August statt; Interessenten können sich noch beim Hospizdienst unter 02163 5749177 anmelden.
Im Herbst geht es weiter! Interessenten an der Vernetzung können sich ebenfalls gerne mit der Koordinatorin von ZAPUH Grenzland e.V. in Verbindung setzen.